22.07.2021 MÜNCHEN LAND bei Bio Imker im Münchner Norden

Die Solidargemeinschaft MÜNCHEN LAND besuchte am 22.7.2021 zum Ende des Bienensommers einen Bienenstand ihrer Münchner BIO Imker, um sich ganz im Sinne des heurigen Mottos „Weil wir wissen, wo`s herkommt“ über das Leben der Bienen und die Imkerei zu informieren. Dieser Bienenstand von Christian Altenburger in einer Kleingartenanlage im Münchner Norden diente schon seinem Vater zum Imkern und hat seine Leidenschaft für die Bienen geprägt.

Eine Leidenschaft, die seine Partnerin Yvonne Leinfelder und der ebenfalls anwesende Imker Robert Meyer teilen und die für die Mitglieder der Solidargemeinschaft bei der Beantwortung all ihren Fragen spürbar war.

Christian Altenburger hat 1992 mit der Imkerei angefangen und ist seit 2006 UNSER LAND Imker. Die BIO Imkerin Yvonne Leinfelder machte 2004 ihren ersten eigenen Honig und gründete 2018 gemeinsam mit Christian Altenburger eine GbR. Die ca. 120 Völker der beiden BIO Imker stehen im München Norden im nicht-öffentlichen Teil der Schloßanlage  Schleißheim. Zufälligerweise in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses, in dem Waldemar Bonsels 1912 die Geschichte der Biene Maja schrieb. Doch nicht nur dieses Detail erfuhren die Teilnehmer,  sondern noch vieles mehr aus dem besonderen, oft verborgenen und immer noch nicht ganz erforschten Leben unserer Honigbienen.

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Es war so interessant zuzuhören, so dass es sich lohnt, dies auch für alle, die nicht dabei sein konnten, aufzuschreiben:

z.B. : Welche Bienenarten sich aus der Westlichen Honigbiene über Züchtungen entwickelt haben, welche Vor- und Nachteile sie bei der Imkerei haben und wie praktisch aus der dunklen europäischen Honigbiene, der Buckfastbiene, der Carnikerbiene eine Art oberbayerische Landbiene geworden ist. Am faszinierendsten fanden die Teilnehmer jedoch die Erklärungen zum Bienenvolk an sich und den streng geordneten Aufgaben der Honigbienen in diesem perfekt durchorganisierten "Super-organismus" mit einer ganz eigenen, kollektiven Intelligenz und verschiedenen Persönlichkeiten.21 07 22 MUC IMG 7486 Diesem stellt der Imker zumeist in Form einer standardisierten Holzkiste eine künstliche Nisthöhle (Beute) zur Verfügung, die mitsamt dem darin befindlichen Volk dann Bienenstock genannt wird.

Ein Bienenvolk besteht fast ausschließlich aus unfruchtbaren Weibchen, den Arbeiterinnen. Sie erfüllen viele verschiedene Aufgaben während ihres ca. 5-wöchigen Lebens als Sommerbienen, die je nach Lebensalter wechseln. Die Dauer dieses Lebens ist stark abhängig davon, wieviel sie an Energie durch ihre Aufgaben verlieren. Kommt es z.B. durch Schlechtwetter zu Unterbrechungen beim Honigsammeln, kann diese Zwangsruhephase die Lebenszeit verlängern. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen Bienen nicht als Sammlerinnen, sondern im Dunkel des Bienenstocks als "Innendienst-Bienen".  Sie beginnen als Putzerinnen bei der Wabenpflege, als Ammenbienen bei der Brutpflege, bewachen den Eingang zum Stock, die älteren sind Nahrungs-Sammlerinnen, die auch aus dem Stock herausfliegen und die für uns die sichtbaren Bienen der ca. 40 000 Individuen eines Schwarmes sind. Später in ihrem Leben haben sie die Aufgabe, Futtervorräte für den Winter anzulegen, sorgen als Heizerbienen für konstante 35 °C während der Puppenphase der Entwicklung vom Ei zur Biene und bringen als Tankwartbienen am Ende ihres Lebenszyklus den Heizerbienen Honig und Wasser, da diese ihren Platz im Stock nicht verlassen und nach ca. 30 min. Arbeit vor Ort dringend Nahrungsenergie benötigen. Obwohl die Aufteilung der Arbeitsbienen in „Berufsgruppen“ festgelegt ist, können sich durch besondere Ereignisse sehr schnell neue Arbeitsfelder für die einzelne Biene ergeben. Dabei werden die dafür notwendigen Fähigkeiten rasch ausgebildet und die Bienen können sich auf die neue Aufgabe voll umstellen. Dabei erfordert die Nahrungssammlung die größten Fähigkeiten an Orientierung und Kommunikation, diese Aufgabe wird mittels Pheromonen und Kommunikationszeichen (z.B. Fühlerkontakt, Rundtanz, Schwänzeltanz) erledigt. 5 % der ausschwärmenden Bienen sind Kundschafter, die dann den anderen Informationen über Ort, Art der Futter- und Wasserquelle und deren Ergiebigkeit übermitteln.

Das einzige vermehrungsfähige weibliche Wesen in einem Bienenvolk ist die Königin. Dafür, dass sie die Einzige ihrer Art bleibt, sorgt die Bienenkönigin durch ein spezielles Pheromon, einen Duftstoff. Es unterdrückt bei den Arbeiterinnen die Eiablage. Sollte es doch einmal dazu kommen, dass eine Arbeiterin Eier legt, werden sie von den anderen Arbeiterinnen oder der Königin sofort zerstört. Außerdem beeinflusst der Duftstoff das Lernverhalten der Bienen. Eine Königin lebt durchschnittlich 5-6 Jahre und wird erst durch eine neue ersetzt, wenn ihr Körper so ausgelaugt ist, dass sie nicht mehr genug Eier befruchtete Eier produziert, um das Überleben des Schwarmes zu garantieren.

Männliche Tiere, die sogenannten Drohnen, gibt es nur für ein paar Wochen im Jahr. Sie haben nur einen Lebenszweck: die Königin auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten. Und dabei sterben sie. Von den 6-10.000 Drohnen eines Stockes schaffen es nur 18, die Königin zu begatten. Aber auch sie ereilt das tödliche Schicksal, da sie nach der Begattungssaison aus dem Stock geworfen werden, auch damit sie als unnütze Mitfresser nicht die Wintervorräte reduzieren.

Winterbienen entstehen aus Bienen, die von Ende August bis Ende Oktober schlüpfen, Ihre Aufgabe ist es, die Königin in der Wintertraube sicher über den Winter zu bringen und im nächsten Frühjahr die neue Brut aufzuziehen. Ein Volk braucht zum Überleben mindestens 5.000, optimal 15.000 Winterbienen. Genetisch und physiologisch unterscheiden sich Winterbienen nicht von Sommerbienen. Der Unterschied ist nur der Zeitpunkt des Schlupfes und der Status des Volkes zu dieser Zeit. Das Volk hat sich auf den Winter vorbereitet. Tracht wird nicht mehr eingetragen und das Brutgeschäft kommt zum Erliegen. Die Winterbienen werden nicht so gefordert, wie eine Biene zur Trachtzeit, sie leben daher auch bis zu 7 Monate. Die typische Entwicklung einer Arbeiterin nach dem Schlüpfen von der Putzbiene bis zur Flugbiene findet nicht statt, kann jedoch durch äußere Umstände aktiviert werden.  Es gibt eine lange Zeit, in der es ihre einzige Aufgabe ist, die Wintertraube zu bilden und Wärme zu produzieren. Ein kleiner Hofstaat von Ammenbienen versorgt die Königin weiter mit Futter. Die notwendige Nahrung erhalten sie in dieser Zeit aus den angelegten Futtervorräten an Eiweiß und vor allem Kohlehydraten und aus vom Imker zu gefüttertem Zucker. Leinfelder/Altenburger verwenden dabei ein 1:1 Zucker-Wasser-Gemisch, das sie aus dem UNSER LAND BIO Zucker herstellen. Da die Bienen ihre Wintervorräte im unteren Teil der Waben einlagern, machen sich die Imker dies zunutze und bringen dort entsprechende Vorrichtungen an, in denen sie die Zufütterung einbringen. Im Vorfrühling startet dann langsam das neue Bienenjahr mit allen Aufgaben für die Winterbienen, die auch die Sommerbienen erledigen müssen, bis sie von der neuen Brut abgelöst werden und im März oder April sterben.

Die Antwort auf die Frage „was ist eigentlich Honig“ ergibt sich aus der Ernährung der Biene. Sie sind reine Vegetarier. Ihre wichtigste Nahrungsquelle an Kohlehydraten sind süße Pflanzensäfte (Nektar) und zuckerhaltige Ausscheidungsprodukte verschiedener Insekten, der sogenannten Honigtau. Für die Eiweißversorgung sind sie auf Pollen angewiesen. Der Weg zum Endprodukt Honig ist ein komplizierter chemischer Vorgang, der schon beim Sammeln beginnt und über die Honigbereitung im Stock bis zur Honigreifung geht.

Honig ist somit ein von Honigbienen zur eigenen Nahrungsvorsorge erzeugtes und vom Menschen genutztes Lebensmittel. Honig entsteht generell erst dann, wenn eine ausreichende Menge pro Zeiteinheit von den Sammelbienen in den Bienenstock heimgebracht wird. Diese muss über dem laufenden Eigenverbrauch, der zur Ernährung des Bienenvolks und zur Aufzucht der Brut notwendig ist, liegen. Der Imker spricht dann von einer Blüten- oder Honigtautracht. Es werden also nur Überschüsse zur Bevorratung weiterverarbeitet und schließlich eingedickt als Honig gelagert.

Für Staunen unter den Solidargemeinschaftsmitgliedern sorgte der Begriff des Bienenbrotes, auch Perga genannt (Foto), das sie dann auch verkosten konnten. Beim Bienenbrot handelt es sich um die Vorratsform des Pollens als Eiweißquelle für schlechte Zeiten. Frischer Pollen dient als Futter für die Brut und für die Stockbienen. Da Bienen nicht den gesamten eingetragen Pollen direkt verzehren, lagern sie ihn als Vorrat ein. Bei der im Bienenstock herrschenden Temperatur von 35° und der hohen Luftfeuchte bleibt frischer Pollen nicht lange genießbar und deswegen sorgen die Bienen für eine Konservierung des Pollens. Stockbienen verarbeiten frischen Pollen, indem sie ihn einspeicheln und so mit Enzymen und Drüsensekreten anreichern. Um Bakterien den Zugang zu dem Lagergut zu verwehren, wird der eingespeichelte Pollen mit einer hauchdünnen Schicht Propolis überzogen. Durch die Wärme kommt es zur Milchsäuregärung – und somit zur Fermentierung. Diese Form der Konservierung beinhaltet neben der Haltbarmachung einen weiteren Aspekt: Der eingelagerte, fermentierte Pollen ist durch dieses Prozedere biologisch aufgeschlossen, was ihn besser verwertbar macht. Er wird von den Bienen in den Wabenzellen eingelagert. Der Imker erkennt das Bienenbrot an den recht widerstandsfähigen Platten, die in den sechseckigen Wabenzellen eingelagert sind. Das bei dieser Konservierung verwandte Propolis ist ein Harz, das von Bienen produziert wird und dem Abdichten von kleinen Öffnungen, Spalten und Ritzen im Bienenstock dient. Gleichzeitig wirkt es keimtötend und hemmt die Ausbreitung von Pilzen, Viren und Bakterien.

Auch die Antwort auf die Frage „wie die Biene Wachs herstellt“ bekräftigte, welche Naturwunder in dem kleinen Insekt stecken. Bienenwachs ist das Material, aus dem sie ihre Honigwaben bauen. Diese Waben sind für das Bienenleben von immenser Bedeutung. Die selbst hergestellten Waben dienen nicht nur als Kinderstube für den Nachwuchs, sondern auch als Schlaf- und Vorratskammer.

Die Biene „schwitzt“ auf ihrer Bauchseite am Hinterleib in acht Wachsdrüsenpaaren mikroskopisch kleine Wachsplättchen von etwa 0,0008 Gramm aus. Dafür benötigt sie immens viel Energie in Form von Kohlehydraten, also Honig oder Zuckerwasser. Ungefähr die Energie von 10 Kilogramm Honig wird benötigt, um ein Kilo Wachs zu produzieren. Die 12- bis 18-tägigen Arbeitsbienen besitzen voll entwickelte und stark leistungsfähige Wachsdrüsen. Bei älteren Bienen verkümmern diese mit der Zeit, können jedoch bei dringendem Bedarf wieder reaktiviert werden. Die Wachsdrüsen der Bienen, die im Sommer leben, sind besser entwickelt als die der Winterbienen. Doch auch diese können in Notsituation Wachs produzieren, um das Überleben zu gewährleisten. Für die Wachsproduktion ist ein enormer Energieaufwand der Bienen nötig, was bedeutet, dass sie ihren Fettstoffwechsel erhöhen müssen. Zuerst bauen sie vermehrt Fructose und Glucose in ihren Körperzellen ab, um danach langkettige Fettsäuren aufzubauen. Die Wachsplättchen werden dann zum Mund geführt und über die Mundwerkzeuge mit Speichelenzymen verknetet, bis es im Wabenbau weiterverarbeitet wird. Wachs enthält bis zu 300 Inhaltsstoffe. Durch die enthaltenen Fettsäuren ist es nicht wasserlöslich und wird bei 62°C bis 65°C flüssig.

Nach diesen interessanten Details zum Leben einer Honigbiene und dem Ablauf eines Imkerjahres freuten sich die anwesenden Mitglieder auf die nachfolgende Honig-Verkostung. Neben dem gerührten UNSER LAND BIO Honig, der aus verschiedenen Blütentrachten im Frühjahr gesammelt wird, wurden weitere sortenreine Honige (Raps, Robinie, Linde) mit ihren unterschiedlichsten Farben, Flüssigkeitsgraden und Geschmäckern probiert und besprochen. Da diese Honige jedoch nur in ganz kleinen Mengen gewonnen werden, können sie oft nur direkt vermarktet werden. Darunter war ein besonderes Schmankerl, der äußerst seltene und geschmacksintensive Honig aus der Kornblume mit einer beeindruckenden Eigenschaft:  Bei diesem Honig gab es beim Schleudern, Abfüllen und lange Zeit noch im Glas ein besonderes Phänomen. Er fluoreszierte bei UV-Licht, wie es auch die Blüten am Feld tun. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Blütenkronen ihre Blaufärbung vom Anthocyanidin und dem sehr empfindlichen Cyanidin erhalten. Die Blütenblätter fluoreszieren auch im Freien unter dem natürlichen Ultraviolettanteil des Lichtes und fallen dadurch schon von weitem auf.

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